Patellaluxation

Aufbau des Kniegelenks
Das Kniegelenk wird gebildet aus dem Oberschenkelknochen (Femur), dem Schienbein (Tibia) und dem Wadenbein (Fibula).
Die Kniescheibe (Patella) ist in die Endsehne der Streckmuskulatur eingelagert, gleitet in ihrer Knochenrinne im Oberschenkelknochen und setzt am vorderen Rand des Schienbeins an.
Weitere Bestandteile des Kniegelenkes sind die Menisken und die Seitenbänder.
Betroffene Rassen
In 75-80% der Fälle luxiert die Kniescheibe nach innen (mediale Luxationen).
Es sind hauptsächlich Miniatur- und Zwergrassen betroffen. Ein gehäuftes Auftreten wurde gefunden beim Klein- und Zwergpudel, Yorkshire Terrier, Chihuahua, Pekinese, Boston Terrier, Foxterrier, Französische Bulldogge, King Charles Spaniel, Griffon, Papillon und Japan Chin sowie bei zahlreichen anderen Rassen.
Auch bei einigen mittelgrossen Hunden, wie z.B. Chow Chow, Shar-Pei, Appenzeller und Entlebucher Sennenhund treten dieselben Veränderungen auf.
Bei lediglich 20-25% handelt es sich um Luxationen nach aussen (laterale Luxationen), von denen überwiegend Hunde mittlerer und grosser Rassen betroffen sind wie z.B. Pudel, Cocker Spaniel, Irischer Setter, Boxer, Flatcoated Retriever und Pyrenäen-Berghund.
Krankheitszeichen und Behandlung
Hunde, bei denen die Kniescheibe fest in ihrer Position in der Gleitrinne liegt und nur durch Druck vorübergehend luxiert werden kann, zeigen in der Regel keine Lahmheiten und brauchen auch keine Behandlung.
Luxiert die Kniescheibe jedoch spontan während der Bewegung aus der Gleitrinne, so können mit der Zeit Gelenksentzündungen und Knorpelschäden entstehen, die dann auch zu Lahmheiten führen.
Die Lahmheiten können sich durch plötzliches Hochhalten des Beines während einiger Schritte bemerkbar machen. Dabei befindet sich die Kniescheibe ausserhalb der Gleitrinne.
Springt die Kniescheibe in ihre normale Position zurück, wird das Bein wieder normal belastet. Um entsprechende Schädigungen im Gelenk zu vermeiden, ist eine frühzeitige Behandlung empfehlenswert.
Dies ist meist nur durch eine Operation des Kniegelenkes mit Vertiefung der Gleitrinne und Versetzung der Ansatzstelle des geraden Kniescheibenbandes möglich. Die Behandlung hängt im Einzelnen von Alter, Rasse und Ausmass der Veränderungen ab.

1= Patella liegt in der Rinne , 2= Patella ist medial luxeriert
Schwierigkeiten bei der Erkennung
Eine einheitliche Zuchtselektion scheiterte bisher an der Schwierigkeit, das Ausmass der Veränderungen zu erfassen.
Da in vielen Fällen angeborene Luxationen nicht mit Lahmheiten einhergehen, ist es umso wichtiger, diese Krankheitsträger zu erkennen und von der Zucht auszuschliessen.
Bei der klinischen Untersuchung ergaben sich nach den früher durchgeführten Untersuchungen zum Teil erhebliche Abweichungen in der Beurteilung zwischen den einzelnen Untersuchern.
Dabei spielt der Interpretationsspielraum, den die verschiedenen Klassifizierungssysteme zulassen, eine wesentliche Rolle.
Da es bis heute nicht möglich ist, eine zuverlässige Röntgendiagnose zu stellen, bleibt die klinische Untersuchung Grundlage für die Beurteilung.
Untersuchung der Kniescheibe
Nach der Ganguntersuchung wird am stehenden Hund die Stellung der Hintergliedmassen und die Ausbildung der Oberschenkelmuskulatur beurteilt. Eine schlechte Bemuskelung kann ein Hinweis auf bestehende Lahmheiten sein.
Die korrekte Lage der Kniescheibe wird überprüft. Dabei kann Druckschmerz der Patella ein Zeichen einer bestehenden Erkrankung mit einhergehender Knorpelschädigung sein.
Die endgültige Zuordnung des Luxationsgrades der Patella (Kniescheibe) in die
Grade:
Grad 0 = keine Luxation feststellbar, nicht luxierbar.
- Grad 1 = In Beuge- und Streckbewegung kann die Kniescheibe durch Druck von medial/lateral luxiert werden.Ein Einstellen des Druckes führt zur spontanen Reposition.
- Grad 2 = Die Patella kann durch Fingerdruck von lateral/medial oder durch Strecken des Knies durch den Untersucher oder das Tier selbst luxiert werden.Die Patella bleibt medial/lateral luxiert und springt durch Druck von medial/lateral oder durch aktives Beugen und Strecken zurück.
- Grad 3 = Die Kniescheibe ist nach medial/lateral luxiert. Sie kann durch Druck von medial/lateral in ihre normale Stellung zwischen den Rollkämmen gebracht werden. Einstellen des Druckes auf die Patella bewirkt ein erneutes Luxieren der Knischeibe.
Grad 4 = Die Kniescheibe ist pemanent nach medial/lateral luxiert. Eine Reposition ist nicht möglich!!!!
erfolgt in Seitenlage. Die Untersuchung sollte bei unklaren Befunden am stehenden und liegenden Tier wiederholt werden, wobei immer der schlechteste erhobene Befund für die Beurteilung massgeblich ist.
Der Einsatz von Beruhigungsmitteln kann wegen einer herabgesetzten Muskelspannung zu einer schlechteren Beurteilung führen und ist nur in Ausnahmefällen zu empfehlen. Werden derartige Medikamente eingesetzt, so wird dies im Untersuchungsprotokoll vermerkt.
Eine Erschlaffung der Bandstrukturen unter Oestrogeneinfluss während Läufigkeit kann ebenso zu einer schlechteren Beurteilung führen. Daher sollte die Untersuchung nicht in diesem Zeitraum durchgeführt werden.

Kniegelenk mit korrekt sitzender Patella |